Let ́s Talk About Death

Wenn ich Menschen davon erzähle, dass ich als ehrenamtliche Sterbebegleitung arbeite, erreichen mich meist ähnliche Reaktionen: „ach, das ist aber traurig!“, „wieso beschäftigst du dich mit dem Sterben, du bist doch noch so jung!“

Ich formuliere das für mich anders. Das Sterben und die Trauer um den Verlust eines Menschen ist ein Teil unseres Lebens. Es hat gleiche Daseins Berechtigung, wie die Geburt und das Bestreben, gesund zu bleiben. Das Menschen mir in dem Abschnitt ihres Lebens, ihre Zeit geben, in der Sie am verletzlichsten sind, ist etwas, was mir nur immer wieder zeigt, wie wertvoll jede Sekunde Zeit ist, die wir auf dieser Welt haben. Mir begegnen oft Menschen, die sich noch nicht mit dem Sterben auseinandergesetzt haben, und vor allem in der westlichen Welt, wird das Sterben fast als etwas schambehaftetes, angsterfüllendes betrachtet. Meiner Meinung nach ist das Sterben sowie die Geburt, etwas, was alle Menschen auf dieser Welt verbindet. Ich möchte damit nicht sagen, dass sterben nicht eine traumatisierender Vorgang sein kann, oder ich es als verwerflich finde, Angst davor zu haben. Ich möchte sagen, dass es etwas Unausweichliches ist, es ist eine Tatsache, die es verdient, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen und mehr in unsere Mitte aufgenommen werden sollte.

Im Sterbeprozess gibt es zwei Seiten. Einmal gibt es das Bedürfnis der sterbenden Person und die Bedürfnisse der Menschen, die zurückbleiben. Beide Seiten sind gleichermaßen wichtig. Das Abschiednehmen und die Trauer um eine verlorene Person können unendlich viele Facetten haben und somit unterschiedlich viele Ausprägungen. In dem Prozess der Trauer, kann die Osteopathie eine unterstützende Funktion erfüllen, durch die Impulse, die durch eine osteopathische Behandlung gegeben werden können. Sich vom Leben zu verabschieden, loszulassen und zu akzeptieren, dass es Zeitistzugehen,isteinProzess,dervielAufmerksamkeitundZeitbedarf. InbeidenProzessen können eine Bandbreite von Gefühlen vertreten sein, von Wut, Angst, Ekel, Scham, Erleichterung, Freude, Dankbarkeit. Auch körperlich können sich auf psychosomatischer Ebene Hürden manifestieren, die mit Hilfe der Osteopathie gesucht und gelindert werden könnten.

Im Zuge meines Studiums der Osteopathie, habe ich mich dazu entschieden über Osteopathie in Verbindung zu Palliative Versorgung zu schreiben. Ich möchte herausfinden, inwiefern Osteopathie und Palliative Versorgung sich ergänzen können, und inwiefern Osteopathie eine Ergänzung für diese Phase des Lebens sein könnte, auf den Grund gehen. Meine Ergebnisse sind nicht repräsentativ, sie geben nur eine Idee davon, was möglich sein könnte – wenn man sich weiter um den Ausbau der Versorgung der Palliativen Versorgung kümmern.

Der Gründer der Osteopathie Andrew Taylor Still betrachten den Körper als Einheit, in der alle Strukturen und Systeme miteinander verbunden sind, daher sollte eine Behandlung unter Berücksichtigung der körperlichen, emotionalen und geistigen Aspekte stattfinden. Die nach Cicely Saunders, eine Pionierin der palliativen Versorgung, Definition von palliativer Versorgung umfasst die ganzheitliche Behandlung von Schmerzlinderung und Symptomkontrolle, ganzheitliche Betreuung, Kommunikation und Unterstützung für Angehörige. Zwei Ansichten, die Überschneidungen haben, die miteinander verbunden werden können.

Einige Studien weisen darauf hin, dass Osteopathie die Fähigkeit Schmerzen zu reduzieren. Das betrifft nicht nur Menschen, die am Anfang oder der Mitte ihres Lebens stehen, sondern auch Menschen, die am Ende ihres Lebens sind. Es gibt auch Studien, die darauf hinweisen, dass Osteopathiebei NebensymptomedernotwendigenMedikation,wieVerdauungsstörungen,Unruhe, Erbrechen und Übelkeit, Schmerzen durch langes Liegen, einen lindernden Effekt haben könnten.

Weitere Aspekte sind das Bedürfnis vieler sterbender Menschen nach Berührung und auf Augenhöhe betrachtet zu werden. Die Qualität der Berührung ist eine wesentliche Säule in der Osteopathie und

kann auch in der letzten Phase des Lebens eine unterstützende Funktion haben. Ein weiterer Aspekt ist, dass die osteopathische Arbeit eine Zusammenarbeit mit der Person voraussetzt. Man möchte gemeinsam rausfinden, was der Körper braucht.

Die Osteopathie kann helfen noch einen anderen Blickwinkel auf die Menschen zu bekommen und so am Ende des Lebens unterstützen zu können. Osteopathie ist bisher noch eine Nische in der palliativen Versorgung und es Bedarf noch vieler Studien, um sie mehr im Bereich der Palliativ-Medizin in den Fokus zu rücken.

Doch was nicht von der Hand zu weisen ist, ist das wir alle Erfahrungen mit Tod, Trauer und Verlust gemacht haben und machen werden.

Deswegen soll dieser Artikel ein Anstoß dafür sein, mehr darüber zu sprechen. Sprechen Sie mit ihren Familien, ihren Nachbarn, ihren Freunden oder wildfremden Menschen über den Tod, über das Trauern, über das Gefühl des Verlusts. Über diese Dinge zu reden kann Verbindung und das Gefühl von Nähe schaffen, etwas was Wir alle brauchen, egal wie alt, wie jung, wie krank oder wie gesund wir sind.

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